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Lichter des Libanons (Gérard Boulad) -
Seite 2 -

DAS UNIVERSITATS - UND KULTURLEBEN

Man muss nun nicht glauben, dass der ganze Libanon nur im Geschäftsleben aufgeht. Wir dürfen die Tradition nicht vergessen, die sich auf die berühmte Rechtsschule von Beirut beruft. An eigentlichen Universitäten und Universitätszentren, gibt es in Beirut und seinen Vororten sieben verschiedene Institutionen, die von ungefähr sechzehntausend Studenten besucht werden. Auf die Libanesische Universität fallen davon mehr als sechstausend; sie besitzt unter anderen eine Fakultät für Lehrerausbildung, ein Institut für soziale Wissenschaften und eine Kunstakademie. Die Arabische Universität, die an die von Alexandrien angegliedert ist, besitzt ausserdem noch ein Institut für Bauwesen; sie zählt fünfzehnhundert eingeschriebene Studenten. Ungefähr die gleiche Anzahl von Studenten versammeln sich in den Höfen der hohen Schule für Literaturwesen, die von der französischen Kulturmission abhängt (in ihr funktioniert auch ein mathematisches Studienzentrum). Die Amerikanische Universität wird von zweitausendfünfhundert Studenten besucht; sie besitzt ein "Campus", dessen Grünanlagen in der Betonmasse von Beirut eine Augenweide sind. Die St. Josephs Universität der Jesuiten, an der alle Fakultäten vertreten sind, unter anderen: Bauwesen, Jura und Medizin, verfügt über dreitausend eingeschriebene Studenten. Dann gibt es noch das Universitätszentrum von Kaslik mit einer philisophischen und theologischen Fakultät, dem jetzt noch ein Institut fur Architektur und eine Akademie der Künste angeschlossen wurden. Im College Haigazian (650 Studenten) kommt zu den wesentlichen Fakuläten noch ein Institut für Armenologie hinzu - das übrigens nicht das einzige seiner Art ist.

All diese hier angeführten Zahlen sind im Verhältnis zum Jahre 1965 um 200% gestiegen…

Wir halten es kaum für notig, hier geneauere Zahlen über das Volksschul - und Hochschulwesen anzugeben. In diesem Land, das das Alphabet erfunden hat, ist der Schulbesuch sehr viel stärker, als in den meisten Ländern des Nahen Ostens. Auch ausländische Schulen können aufgemacht werden und erleiden keinerlei Zwang. Es gibt über zweiundvierzig Pressetitel, die viersprachig ercheinen. Was immerhin schon auf ein besonders hohes Kulturniveau der Schriftsteller, Dichter und Historiker deuten lässt, von denen eine grosse Anzahl internationalen Ruf geniesst.

GESELLSCHAFTLICHE RELATIONEN UND ZEITVERTREIB IN BEIRUT

Wer den alten Steinen nur ein gewisses höfliches Interesse entgegenbringt und wer glaubt, alle Vergnügen, die Meer und Gebirge bieten können, ausgeschöpft zu haben, oder einfacher gesagt, wer die Temperatur Beiruts, dieser in ihrer Art einzigen Grosstadt, messen will, sollte nicht versäumen, diese Linien zu lesen. Sie werden ihm gestatten, Freunde zu gewinnen (oder zu mindestens Verbindungen anzuknüpfen), die man als gute Freunde bezeichnen kann, besonders wenn man es versteht, sich der gleichen geistigen Gewandheit zu bedienen, über die die Libanesen in so hohem Masse verfügen.

Man geht in Beirut viel aus, sei es um gesehen zu werden, sei es, weil man sich davon Nutzen verspricht oder ganz einfach, weil es einem gefällt, selbst wenn man nachher darüber schimpft. Doch wenn man sich in Beirut nur für kurze Zeit aufhält, ist das ja nicht so wichtig.

MAN MUSS SCHON ETWAS AUS SICH HERAUSGEHEN!

Der Libanese ist von Natur aus ziemlich neugierig; er möchte gern wissen, wer Sie sind, was Sie machen, welche "Hobbies" Sie haben, und so weiter…

Man braucht ihm nur mit Humor zu antworten, ohne ihm übelzunehmen, was ihm ja ganz natürlich erscheint. Es kann öfters vorkommen, dass eine auf französisch begonnene Konversation auf arabisch weitergeführt wird und auf englisch aufhört. Das gehört eben zur Wendigkeit des libanesischen Geistes. Wenn Sie vielleicht auch nicht immer mit seiner Art, an die Problemen heranzugehen, einverstanden sind, wenn er Ihnen manchmal etwas leichtsinnig und oberflächlich erscheint, so muss man das eben mit in Kauf nehmen, denn es handelt sich ja schliesslich um Mitglieder einer Gesellschaft, deren Geist in Smyrna und Alexandrien geformt wurde. Man kann schliesslich von Anwohnern des Mittelmeers nicht verlangen, sich wie im Norden lebende Menschen zu benehmen!

Ubrigens ist das Leben im Freien sehr günstig, um menschlich miteinander zu verkehren. Diese Freude, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, findet man sowohl bie der Hausfrau, die Sie an ihrem Tisch empfängt, wie auch be idem Taxichauffeur, der sich mit Ihnen über alles unterhält, was ihm gerade so in den Sinn kommt. Sobald man sich diesem Wunsch, mit Ihnen in Kontakt zu treten, zugänglich zeigt, hat man gewonnenes Spiel. Sobald man dann wieder zu sich nach Hause zurückgekehrt ist, kann man dann ja wieder leben wie man will.

Wenn man glaubt, einen Sprachführer für arabische Konversation nötig zu haben, braucht man nur in eine Buchhandlung einzutreten, um einen solchen zu erhalten. Auch sonstige Auskünfte kann man dort so viel erhalten wie man will. Die Leute sind eben immer besonders freundlich zu Ausländern.

KLEINE WICHTIGE HINWEISE

Von den Hotels wollen wir erst nicht lange reden; eine ganze Menge sind von internationaler Klasse. In der Nähe der grössten findet man Geldwechselstuben, wo man alle möglichen Devisen einwechseln kann. Wenn man ein "Faible" für kleine Bars oder englische "Pubs" hat, so kann man die ebenfalls in der Nähe der Hotels finden; oft sogar in den Hotels selbst oder in der "Rue Hamra" (oder in den Nebenstrassen). Was die Artikel des libanesischen Handwerks anbetrifft, die zu Geschenken besonders geeignet sind, so wendet man sich am besten an das lokale Handwerk, im Souterrain des Parlaments oder des Hotels Bristol.

Man kann sich auch an die Handwerker am Meeresufer wenden, in der Nähe des Hotels St. Georges (sehr hübsche Terrasse), oder auch an das Haus des Handwerkers, das sich dem Hotel Vendome gegenüber befindet. Die "Avenue des Français" und der Tawilé-Basar, nicht weit von Bab Edriss, ist mit allen möglichen Läden und Antiquitätsgeschäften übersät. Dort findet man auch ausgezeichnete Teppichhändler, aber wenn man auf die Ratschläge eines Sachverständigen ist, tut man am besten aran, Herrn Nalbandian, in der Rue Clemanceau, zu konsultieren. Sie können für alle Antiquitäten natürlich ein Authentizität-Zeugnis verlangen.

Für jemand, der für archeologische Befunde einen Rat braucht, tut gut daran, sich an den Emir Maurice Chehab zu wenden, der an der Spitze des Departements für Antiquitäten und Ausgrabungen im Libanon steht. Was das Museum selbst anbetrifft, so wenden Sie sich am besten an Herrn Harès Boustany, dessen Direktor. Doch wenn sie mit alten Ikonen zu tun haben, dann ist Fräulein Sylvia Ajemian, im Sursock-Museum, die geeigneteste Beraterin.

Sollte Sie die Geschichte der Phönizier mit ihren Anekdoten interessieren, brauchen Sie nur im Restaurant des "Myrtom House" zu Mittag zu essen. Sie werden dort bestimmt Herrn Georges Borgi treffen, der in der Geschichte der Phönizier wie in einem offenen Buch liest.

Wünschen Sie über ein Detail der libanesischen Architektur etwas Genaueres zu wissen, dann brauchen Sie nur versuchen, mit den Architekten Liger-Belair , Friedrich Ragette oder Haroutioune Kalayan in Verbindung zu treten. Ihr besonderes Interesse -- oder Ihre Zuständigkgeit - werden Ihnen da als beste Einführung dienen…

Sollten sie kunstliebhaber sein oder sich für Literatur interessieren, dann begeben Sie sich einfach nach Dar el-Fan. Dort verlangen Sie dann eine der Präsidentinnen dieses Zentrums zu treffen, die dieses abwechselnd leiten --- Frau Rubeiz, Frau Toutounji oder Frau Harfouche. Eine dieser Damen wird sich dann ein Vergnügen daraus machen, mit Ihnen über libanesische Maler oder Bildhauer zu dikutieren, sowie auch über die bedeutensten Schriftsteller und Dichter und Ihnen die Gelegenheit verschaffen, sie zu treffen oder sich ihre Werke zu verschaffen.

PRESSE UND TOURISMUS

Sind Sie eine V.I.P. der Künste, der Literatur, des Show-business, der Wissenschaften, der Wirtschaft, der Medizin, usw.? Wenn ja, und wenn Sie wünschen, dass das bekannt wird, wenden Sie sich an Frau Viviane Haddad, die die Rubrik "Was man so wissen muss" in der Zeitung " L’Orient Le Jour" mit unvergleichlichem Brio schreibt. Vielleicht können Sie sich sogar von dieser Zeitung interviewen lassen, was Fräulein Marie-Thérèse Arbid tun wird, den sie kennt alle Berühmtheiten von Beirut…

Sollten Sie ein junger Tourist sein, der so ins Blaue hineingefahren ist, und nur über eine beschränktes Budget verfügt, dann behalten Sie diese Adresse: das Empfangsbüro für junge Leute des C.N.T. (Conseil National du Tourisme). Diese Organisation dirigiert eine Jugendherberge, deren "Hotesses" - mit Fräulein Nayla Kassis an ihrer Spitze - es sich angelegen sein lassen werden, Ihnen alle möglichen Rundfahrten anzugeben und Sie auch sonst mit allem Wissenswerten zu versehen.

Jetzt ist der Moment gekommen, wo man sich gern einen Aperitif genehmigt. Den finden Sie in zahlreichen Pubs, Bars und Snack-Bars. Doch wenn Sie dabei einigen politischen Geheimnissen auf die Spur kommen möchten, dann versuchen Sie es einmal in der Bar des Hotels St. Georges. Denberühmten - oder berüchtigen - Philby werden Sie da wohl nicht mehr antreffen, aber sie können immerhin den Barmann darum bitten, Sie Jim Hoagland von der Washington Post vorzustellen, oder Juan de Onis von der New York Times, oder auch noch John Cooley vom "Christian Science Monitor". Wenn sie sich mehr für die französische Presse interessieren, können Sie vielleicht Eric Rouleau, dem Korrespondenten der "Monde" begegnen, der sich manchmal in der Bar des Hotels Excelsior aufhält, zwischen zwei Flugen nach arabischen Hauptstädten…

Wenn Sie Theaterliebhaber sind, so wird es Ihnen an guten Stücken nicht fehlen. Doch sind diese meistens auf arabisch abgefasst. Sie müssen diese Sprache schon sehr gut kennen, wenn Sie die komik Chouchous, die Verve von Nabih Aboul Hosn, die Stimme von Nidal Achkar, die Mystik von Mounir Abou Dabs, die Uberzeugung von Antoine Kerbage, die Feinheit von Raymond Gebara, die szenischen Qualitäten des Paares Moultka… und das Können vieler anderer Schauspieler verstehen wollen.

Die meisten dieser Namen werden Ihnen schnell vertraut werden, wenn Sie die Cafés von Hamra besuchen, Rendez-vous zahlreicher Journalisten der arabischen und europäischen Presse, sowie all derer, die mit Radio oder Fernsehen zu tun haben. Besonders empfehlenswert sind in dieser Hinsicht die Cafes "Horseshoe" und "L’Express", die die Rolle der Pariser Cafés in St. Germain-des-Prés spielen.

AUCH FUR IHREN APPETIT WIRD GESORGT!

Die vielfachen Gerüche der libanesischen Küche werden auf das Angenehmste Ihre Geruchsnerven kitzeln, ist doch diese Küche weltberühmt. Und an Auswahl fehlt es nun wirklich nicht. Nehmen wir zum Beispiel Ajami (Avenue des Francais, am Ende des Tawilé-Basars), der klassischste und berühmteste aller alteingeführten Restaurateurs, Tag und Nacht geöffnet, Rendez-vous der Politiker und der Geschäftsleute. Näher am Wasser, auf Pfählen gebaut, "Bahri" mit seinen schmackhaften "Mezzes". Wenn Sie schon in der Hamra sind, statten Sie auch Barmaki einen Besuch ab, gegenüber dem Verkehrsministerium, oder klopfen Sie bei Marrouche an, gegenüber der Amerikanischen Universität. Vergessen Sie auch den Yldizlar nicht, gegenüber dem Meer, im Viertel von Raouché, und auch nicht das berühmte Restaurant der "Grotte aux Pigeons", ist es doch in die Felsen selbst gehauen, direkt über dem Wasser. Ubrigens findet man an der ganzen Küste diese orientalischen Restaurants, wo man wundervoll zu Mittag und zu Abend essen kann. Man muss sie nur zu entdecken verstehen. Wir möchten trotzdem noch den "Grenier des Artistes" erwähnen, in der "Rue de Phenicie" gelegen, in einem alten Haus mit Garten. Es herrscht dort eine besonders angenehme Atmosphäre, wie überall, wo der in der ganzen "Essens-Branche" bekannte Prosper Gay-Para seine Hand im Spiel hat; er besitzt ausserdem noch "Les Caves du Roy", "La Saucisse Joyeuse" und die "Sweet Sixteen"… ohne von seinen Hotels zu sprechen.

An der Küste von Beirut gibt es ebenfalls ausgezeichnete Fischrestaurants, wo man auch Frösche und Meeresfrüchte vorgesetzt bekommt: "Sultan Brahim", "Le Pacha", "Moby Dick"… usw. Falls Ihnen die orientalisch zubereiteten Speisen weniger zusagen, können Sie sich ebenfalls an die euro-päische Küche halten; die finden Sie im "Lucullus", "Chez Temporel", bei "Jean-Pierre", im "Le Péché de Vigne", "le Relais de Normandie", "Quo Vadis"… sowie in den grossen Hotels : "L’Age d’Or" im Hotels Phenix, "La Réserve" im Hotel Vendome (mit seiner eleganten englischen Bar), "Le Cap" im Coral Beach, sowie in den Restaurants des St. Georges und des Bristol.

VON MITTERNACHT BIS MORGEN

Bei Anbruch der Nacht können Sie sich mannigfaltigen Vergnügungen hingeben. Wenn Sie gerne die "Chansonniers" hören, können Sie einen Sprung zu Toros Siranossian machen, in seinen "Epi-Club", Rue de Phénicie. Sie können ebenfalls in das "Kasino des Libanon" gehen, in Maameltein, wo die verschiedensten Darbietungen steigen: "Chansonniers", Revuen und so weiter. Man kann auch sein Glück im Spiel versuchen. An Gelegenheit fehlt es hierzu nicht.

Auf dem Rückweg, können Sie bei einem der "Glaciers" des reizenden kleinen Hafens von Jounié ein Eis verzehren, falls Sie nicht vorziehen damit zu warten, bis Sie bei Kozaily, am Rande der Strasse, unweit von Antelias sind. Man findet dort sogar Mangoeis!

Jetzt wären Sie also wieder in Beirut angelangt. Sie sind vielleicht der Meinung , dass es noch nicht zu spät ist, um einem authentischen Bauchtanz beizuwohnen, in einem der malerischten Dekors. Da brauchen Sie nur ins Kabarett "Parisiana" am "Place des Martyrs" zu gehen. Aber Sie tun gut daran, dort nur in Begleitung hinzugehen. Es ist ein sehr farbenfreudiges Spektakel (sowohl auf dem Podium wie im Saal), in einer unbeschreiblichen Atmosphäre, wo die schrillen, orientalischen Gesänge vom Publikum mitgesungen werden.

Sollte Ihnen diese Art, die Nacht zu beschliessen, nicht zusagen, dann gehen Sie nur die Rue de Phénicie hinunter, bis Sie zum "Crazy Horse Saloon" kommen, wo Sie von Karim Aboujaoudé, in einer eleganten Strip-tease Atmosphäre, empfangen werden. Dann, Rendez-vous im "Whisky à gogo", wo Sie den sehnsüchtigen Melodien des berühmten Sängers Léon zuhören können, der extra aus seinem polnischen Heimatland gekommen ist, um Ihre Beiruter Nächte zu verschönen.

Wenn Sie dann bei Morgenanbruch wie ein Fisch nach frischer Luft japsen, machen Sie am besten ein paar Schritte auf der "Corniche", wo Sie die hinter dem herrlichen Gebirge aufgehende Sonne bewundern können.

Sie werden dort, am Meeresufer, eines der raffiniertesten Vergnügen Beiruts erleben können, das Vergnügen sich plötzlich selbst im lichtdurchfluteten Libanon zu befinden.

Um wirklich nichts kommt diesem Vergnügen gleich.

Fortsetzung Seite

Decree N. 2385 of 17/1/1924 as amended by law N. 76 of 3/4/1999 ( articles 2, 5, 15, 49 and 85 ) lays down as follows: The author of a literary or artistic work, by the very fact of authorship, has absolute right of ownership over the work, without obligation of recourse to formal procedures . The author will himself enjoy the benefit of exploitation of his work, and he possesses exclusive rights of publication and of the reproduction under any form whatsoever. Whether the work in question comes under the public domain or not those persons will be liable to imprisonment for a period of one to three years and to fine of between five and fifty million Lebanese pounds, or to either one of these penalties, who 1-will have appended or caused to be appended a usurped name on a literary or artistic work; 2-will have fraudulently imitated the signature or trademark adopted by an author, with a view to deceiving the buyer; 3-will have counterfeited a literary or artistic work; 4-or will have knowingly sold, received, or put on sale or into circulation a work which is counterfeit or signed with a forged signature. The punishment will be increased in the event of repetition.

 

 


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